Ecoutez le Chat! Allez les Bleus! Ganz KI-Europa ist von den Amerikanern besetzt. Ganz Europa? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Und das mit sehr interessanten Mitteln.
Platzhirsch ChatGPT! Anthropics Claude als das Adidas für die KI-Nike-Verächter! Und natürlich der bange Blick auf das LMSYS Chatbot Arena Leaderboard, das die Stärke von KI-Modellen an direkten Vergleichen in Praxisaufgaben misst, und auf dem dieser Tage ein etwas mysteriöses neues Google-Sprachmodell ganz nach oben geschossen ist. US-Konzerne allerorten. Gibt es denn gar nichts auf dieser Seite der Weltmeere?
Doch, schon. Mistral, das französische Startup, hat seine Modelle aufgefrischt, insbesondere das multimodale Pixtral-Modell sieht spannend aus, und das gibt es sogar open source. (Wobei es für die durchschnittliche Ollama-Heiminstallation dann doch etwas groß ist.)
Mag sein: Derzeit sind die älteren Versionen der Mistral-Modelle noch nicht oben auf dem Leaderboard zu finden, aber sie sind absolut auf der Höhe, und die Fokussierung auf europäische Sprachen — Französisch, Deutsch, Englisch, Italienisch und Spanisch — ist eine große Stärke. Das größte Modell kann man zu moderaten Kosten feintunen, und man kann es datenschutzfreundlich über Microsofts Azure-Cloud einbinden. So weit, so sexy. Für die Nerds.
(Erste kleine Abschweifung: Gerade erst entdeckt, dass das Leaderboard auch berücksichtigen kann, dass einige Modelle gerne formvollendete, aber inhaltsschwache Antworten geben; der „Style“-Filter blendet diesen Effekt aus.)
Le Chat, c’est magnifique!
Richtig toll ist die neue Chat-Oberfläche.
„Le Chat“ bietet nicht nur eine KI-getriebene Web-Suche, die sich vor Perplexity nicht zu verstecken braucht, zumindest in meinen wenigen schnellen Tests. Sie sucht mit Brave und wertet beeindruckend viele Quellen aus — die man sich natürlich trotzdem anschauen sollte, verlinkt sind sie jedenfalls.
(Zweite Abschweifung: Wie bei Perplexity macht es in der KI-getriebenen Quellensuche einen deutlichen Unterschied, ob man auf Deutsch oder auf Englisch recherchiert; es werden unterschiedliche Quellen gefunden, und die deutschen sind zumindest im obigen Goldfisch-Beispiel bei weitem nicht so gut.)
Als Bildgenerator hat Mistral Zugriff auf Flux, was selbst mit vorgeschalteter KI um Längen besser ist als die OpenAI-Kitschmaschine DALL-E3, und dann ist da noch das „Canvas“ – wer sich HMTL/CSS/Javascript erstellen lässt, kann das Ergebnis gleich ausprobieren. Das hat sich Mistral von Anthropic abgeschaut, und es macht sehr viel Spaß.
Man muss also gar nicht übermäßig datenschutzfanatisch sein oder anderweitig europapatriotisch, es gibt gute, rationale Gründe für Mistral. Aber vor allem ist es ein verdammt gutes Gefühl, eine Alternative zu haben, die nicht in den Einflussbereich der kommenden Trump-Regierung fällt.
Beitragsbild erstellt mit Flux: „Asterix as an AI robot“
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